Zuchtrecht – mein Erfahrungsbericht
2017 lernten mein Mann und ich Regine und Aart kennen. Wir sind auf die beiden gestoßen, da ich gerne einen sog. Working Cocker haben wollte. Lange habe ich mich mit diesen Hunden auseinander gesetzt, und der Entschluss stand fest: Ein Working Cocker bringt all das mit, was ich mir wünsche.
Regine und ich haben uns direkt gut verstanden, die Sympathie stimmte, selten wird man so herzlich irgendwo aufgenommen. Dann kam auch das Thema Zuchtrecht. Generell war ich nicht abgeneigt, habe verstanden, worum es geht, aber mir ein bisschen Bedenkzeit erbeten. In dieser Zeit habe ich mich nochmal damit befasst, konnte alle Fragen an Regine loswerden und schließlich habe ich eingewilligt, weil auch ich meinen Teil zur Zucht dieser Hunde beitragen wollte.
Dann begann das Warten auf einen Welpen… im Winter 2018 war es dann endlich soweit, unsere kleine Salt zog bei uns ein. Wir standen oft mit Regine in Kontakt, hin und wieder haben wir Regine und Aart besucht und haben immer Hilfe und Tipps zur Erziehung unserer Hündin bekommen.
Nachdem Salt dann ein Jahr alt wurde, haben wir langsam mit Regines Hilfe begonnen, die ersten Gesundheits- bzw. zuchthygienischen Untersuchungen durchführen zu lassen (Röntgen, Blutuntersuchungen, Augenuntersuchung). Selbstverständlich sind wir dann auch zur Zuchtzulassungsprüfung gefahren. Hier wurden Körperbau und Wesen beurteilt. Das Ganze war ein wunderschöner Tag mit anderen Cocker-Besitzern und einer wirklich netten Richterin. Ja, es ist tatsächlich etwas nervig durch die Gegend zu fahren für eine Untersuchung, die der eigene Tierarzt nicht macht oder eben auch etwas weiter zu einer Zuchtzulassung. ABER: wenn dann alle Ergebnisse top sind, die Richter deinen Hund unglaublich loben, ja dann, dann ist man einfach nur noch stolz, was für einen perfekten kleinen Hund man hat (Salt ist natürlich eh perfekt, aber dann hat man es schriftlich 😉)
Und wieder begann das Warten. Im Juli 2020 wurde Salt dann das erste Mal läufig. Regine und ich waren uns aber einig, dass wir die erste Hitze noch abwarten und Salt erst zur zweiten Hitze decken lassen. Ja, auch das haben wir gemeinsam besprochen, ebenso die möglichen Rüden. Es war immer ein „wir“, was ich sehr schätze. Und dann war es soweit, im März 2021 wurde Salt wieder läufig, und jetzt wurde es „ernst“ 😉
Mitte März brachte ich Salt zum ausgewählten Rüden. Ich hatte das Glück, dass der Rüde nur knapp 2 Stunden von uns entfernt wohnt und ich die Besitzerin auch noch gut kenne und sehr schätze. Aus diesem Grund habe ich Salt auch ein paar Tage bei Gerlinde gelassen, damit der Rüde und Salt alle Zeit der Welt haben 😉
Kurz darauf habe ich Salt dann zu Regine und Aart gebracht. Ich wollte, dass sie sich in Ruhe akklimatisieren kann und entspannt ihre Welpen bekommt. Ja, natürlich sind wir dann mit einem Tränchen im Auge heim gefahren ohne Salt. Immerhin sahen wie sie eine Weile nicht. Besuchen wollte ich Salt nicht vor der Geburt um sie nicht zu verunsichern, wenn wir wieder ohne sie weg fahren. Aber natürlich haben wir Videos und Fotos bekommen und konnten sehen, dass sich Salt pudelwohl fühlt und sich sehr schnell eingelebt hat.
Der errechnete Wurftermin Mitte Mai näherte sich und da wir Urlaub hatten, sind wir dann einen Tag vor dem errechneten Datum mit unserem Wohnmobil zu Regine und Aart gefahren. Wir hatten Urlaub und wollten bei der Geburt dabei sein. Salt hat sich natürlich irre gefreut, dass wir da sind und man merkte ihr zu diesem Zeitpunkt schon an, dass es nicht mehr lange dauern kann. So war es dann auch: Regine rief mich am nächsten Tag gegen 17 Uhr ins Haus.
Salt war unruhig und die ersten Presswehen haben eingesetzt. Ich habe mich zu ihr gesetzt und versucht, sie etwas zu beruhigen. Man konnte sehen, dass Salt überhaupt nicht wusste was passiert, sie einfach Bauchschmerzen hatte und verunsichert war. Aber es gelang mir tatsächlich, sie ein wenig zu beruhigen. Regine saß im Wohnzimmer auf der Couch, nah bei uns, während ich neben Salt hockte. Ich werde nicht vergessen, dass Regine sagte: „Meike, mach es dir gemütlich, nimm dir was zu trinken und ein Buch. Das wird eine lange Nacht.“ Aber es kam anders.
Ich glaube ca. 30 Minuten später gab es ein schmatzendes Geräusch, Salt drehte sich um und ich sah etwas „Schleimiges“ hinter ihr liegen. Ich fragte Regine, ob Hündinnen auch einen Schleimabgang haben, und sie sagte ganz ruhig: „Ich komme gleich gucken.“ Kurz darauf drehte sich Salt wieder um, ich gucke, und was liegt da? Der erste Welpe!!!! „Ähm, Regine, wir haben den ersten Welpen.“ „Jetzt schon?“ Da hat Salt wirklich ganz leise und unauffällig den ersten Welpen zur Welt gebracht. Von dieser Minute an wurde sie entspannter und der Mutterinstinkt setzte ein. Salt hat sich sofort liebevoll und rührend um ihre Welpen gekümmert. Im 30 Minuten-Takt brachte sie 6 gesunde Welpen zur Welt. Immer genug Zeit, um sich um ihren Nachwuchs zu kümmern bevor es weiter ging.
Regine hat mir ganz wunderbar erklärt, was gerade passiert, wie und warum sie den Welpen hilft aus der Hülle zu kommen und worauf sie achtet, wenn die Hündin die Nabelschnur durchbeißt. Einen Welpen habe ich dann sogar selber „ausgepackt“. Es war ein unglaublich schönes Erlebnis, ich kann es immer noch nicht richtig in Worte fassen. Salt war einfach nur zufrieden und hat sich so routiniert um ihren Nachwuchs gekümmert, als hätte sie schon mehrere Würfe gehabt.
Wir sind noch lange bei ihr sitzen geblieben, Regine fragte, ob ich das tun würde, um zu beobachten, wie sie sich verhält und aufzupassen, dass die Welpen nicht unter der Decke verbuddelt werden oder sie sich unachtsam drauflegt. Aber das passierte Salt nicht, so dass wir dann auch gegen 23 Uhr ins Bett gegangen sind. Dieses Bild meiner absolut zufriedenen Hündin mit ihren eben geborenen Welpen werde ich nie vergessen. Pures Glück beschreibt es wohl am besten.
Von Stund an hatte Salt nur noch Augen für ihren Nachwuchs. Ja, sie kam uns morgens freudig begrüßen und auch kuscheln, aber nie lange. Ihr Blick schien zu sagen: „Schön, dass ihr da seid, aber ich muss jetzt echt wieder weg.“ So sind wir noch ein paar Tage geblieben und haben Salt und ihre Welpen noch etwas begleitet. Der Abschied nach knapp einer Woche fiel uns dann auch nicht so schwer, weil Salt eh mit den Kleinen beschäftigt war. Im Prinzip waren wir egal, aber das ist auch richtig so für eine gute Mutter!
Und immer bekamen wir Infos, Bilder und Videos von Aart und Regine. Wir haben die Entwicklung also wirklich täglich verfolgen können. Natürlich haben wir Salt auch mal besucht, die Welpen waren einfach nur entzückend, genauso wie ihre Mama. Und jedesmal war es ok für Salt, dass wir wieder gefahren sind. Sie war schließlich Vollblut-Mama und wollte dort sein, wo ihre Welpen sind. Das letzte Mal haben wir die Welpen mit ca. 6,5 Wochen besucht. An diesem Tag hatte ich den Eindruck, dass Salt gerne mitgekommen wäre. Ihre Welpen waren fit, gesund und munter und per se nicht mehr auf Salt angewiesen. „Aber nein liebe Salt, du hast noch einen Erziehungsauftrag.“ 😉 Es folgten wieder Videos und wunderbare Fotos. Salt hat bis zum letzten Tag ganz entzückend und liebevoll mit ihren Welpen gespielt. Sie schien unglaublich stolz zu sein, und ich habe mich gefragt, ob sie ihre Welpen wohl suchen wird, wenn sie ausziehen und ich Salt wieder mit nach Hause nehme.
Dann endlich kam der Tag, an dem wir Salt wieder nach Hause holen konnten. Ich war so glücklich! Auch Salt schien zu wissen, dass es jetzt wieder heimwärts geht. Sie hat mich die ganze Zeit bei Regine und Aart nicht aus den Augen gelassen. Wir haben noch ein wenig gequatscht, Kaffee getrunken und sind dann Richtung Heimat gestartet.
Zuhause angekommen gab es kein Halten mehr. Salt hat sich so unglaublich gefreut, meinen Mann und unseren anderen Hund wiederzusehen. Es war wirklich rührend. Also direkt los, ein gemeinsamer Spaziergang. Alles war wie immer, so als wäre Salt nie weg gewesen. Unser Garten wurde genau inspiziert, Abends gemeinsam auf der Couch gekuschelt, um die übliche Uhrzeit haben beide Hunde nach Futter gefragt. Am nächsten Morgen gemeinsam ins Büro, auch hier benahm Salt sich so, als wäre sie noch den Tag vorher mit arbeiten gewesen. Es hat sich nichts geändert, es ist so, als wäre sie nie weg gewesen. Auch ihre Welpen hat sie nicht eine Sekunde gesucht.
Mein persönliches Fazit:
Ja natürlich tut es weh, seine Hündin mehrere Wochen wegzugeben. Aber das Erlebnis Geburt und unsere Hündin so glücklich und zufrieden mit ihren Welpen zu sehen: einfach unbeschreiblich. Ich möchte diese Erlebnisse, diese Gefühle einfach nicht mehr missen. Auch Salt ist an dieser Aufgabe gewachsen, sie scheint „reifer“ geworden zu sein, im positiven Sinne. Die Wochen sind wie im Flug vergangen! Und was sind ein paar Wochen ohne seinen Hund gegen ein ganzes Hundeleben, was man gemeinsam verbringt?
Zu betonen ist auch, dass Regine mich in alle Entscheidungen was den Rüden und auch die zukünftigen Besitzer angeht mit einbezogen hat. Sie hat eine Vorauswahl von Interessenten erstellt und ist diese gemeinsam mit mir durchgegangen und wir haben gemeinsam entschieden. Ich finde das nicht selbstverständlich, denn es sind schließlich ihre Welpen gemäß der Zuchtrechtvereinbarung. Aber zu keinem Zeitpunkt hatte ich das Gefühl, ausgeschlossen zu sein oder übergangen zu werden. Im Herzen gehören die Welpen natürlich auch uns, bzw. unserer Familie und deshalb war es so wunderbar, dass ich mit aussuchen suchen durfte, wer die Welpen bekommt. Es entstehen so auch nette Kontakte, denn Regine erstellt persönliche Gruppen über Messenger-Dienste, so dass man die zukünftigen Familien „kennenlernt“ und gemeinsam die Entwicklung der Welpen erlebt.
Und das Allerwichtigste, vielleicht auch das, was die meisten Leute quält bei dem Gedanken, ihren Hund so lange abzugeben:
Ja, Salt war sehr glücklich bei Regine und Aart. Die beiden kümmern sich rührend um ihre Hunde und natürlich auch die „Besucher-Hunde“ oder Zuchtrechthündinnen. Natürlich kommt insgeheim die Frage: Ohje….will mein Hund überhaupt wieder mit heim? JA! JA! JA! Das wollen sie! Die Welpen sind lange Zeit wichtiger als die eigene Familie, aber dann kommt auch der Tag, wo das eben nicht mehr so ist. Und dann ist alles auch wie vorher und man ist wieder glücklich vereint!
Ich bereue es mit keiner Sekunde, Zuchtrecht mit Regine vereinbart zu haben. Nicht nur Salt wurde wunderbar betreut, sondern wir auch.
An dieser Stelle danke ich nochmal Regine und Aart für die wunderbare Betreuung und all ihre Geduld uns alles so gut zu erklären. Vor, während und nach dem Wurf!
Meike mit Salt
(R-Wurf 2021)