Im großen und ganzen ist der WCS (Working Cocker Spaniel) trotz des im Schnitt sehr niedrigen AVK (Ahnenverlustkoeffizienten) und des sehr hohen COI (Inzuchtkoeffizienten) ein verhältnismäßig gesunder Hund.
Ganz wichtig ist es, die Hunde regelmäßig einem Augenspezialisten vorzustellen, damit er den ECVO-Augentest durchführen kann für die Augenkrankheiten, für die es keine Gentests gibt.
Auch wenn viele Züchter es nicht so gerne hören: es gibt einzelne Hunde mit HD. Allerdings werden Cocker hierdurch nicht so stark beeinträchtigt wie große Rassen, sollten sie betroffen sein.
Die meisten WCS haben als junge Hunde im ersten Lebensjahr empfindliche Augen, die auch öfter mal tränen – das sollte normalerweise kein Grund zur Sorge sein. Da aber die sehr häufige Distichiasis dahinterstecken könnte und evtl. Wimpern entfernt werden müssen, ist es ratsam, dies beim Tierarzt abklären zu lassen. Auch zu schmale Tränenkanäle kommen bisweilen vor – allerdings leiden die Hunde hier nicht drunter.
Patellaprobleme kommen sehr häufig vor und sind vielleicht DAS Rasseproblem – selber hatten wir im A-Wurf eine Hündin mit Patella Grad 2. Auch mehrere unserer Importhunde sowie Hunde befreundeter Züchter sind betroffen. Außerdem kommt an den Ellbogen eine spezielle Form der ED vor: unvollständige Verknöcherung der Wachstumsfuge der Oberarmgelenkwalze (inkomplette Ossifikation des Condylus humeri, IOCH).
Was die Hüften angeht, so sind sie im Allgemeinen nicht schlecht, wobei leider, wenn überhaupt, nur die „normalen“ Standardaufnahmen gemacht werden. Viel aussagekräftiger sind die Auswertungen im sogenannten PennHIP Verfahren. Dabei wird die Hüfte u.A. gebeugt und auf Lockerheit geprüft, was leider praktisch niemand macht bei den Cockern. Hier eine Erläuterung zum Verfahren:
https://www.tierklinik-hofheim.de/die-klinik/fachbereiche/bildgebende-diagnostik/pennhip.html
Vor einiger Zeit kam der Verdacht auf, dass Epilepsie bei WCS vorkommt. Zu unserem Schreck entwickelte auch der Deckrüde unseres B-Wurfs die Symptome, die auch bei anderen Hunden genannt wurden. Es handelt sich dabei nicht um klassische Anfälle, sondern um das Happen nach imaginären Fliegen, das zu den epileptiformen Anfällen gerechnet wird. Inzwischen wissen wir, dass es sich hierbei NICHT um Epilepsie handelt, sondern tatsächlich um ein einfaches Problem, das aus dem Magen-Darm-Trakt kommt und mit Omeprazol behandelt wird. Das Problem ist zwar lästig, mit der Diagnose Epilepsie aber nicht zu vergleichen. Zum Thema hier und hier die einzigen Links, die uns bekannt sind.
Fast alle WCS sind im Gentest zumindest Träger für IVDD, eine Krankheit, die zu z.T. erheblichen Bandscheibenproblemen führt. Aus Gründen, die zur Zeit untersucht werden, sind allerdings fast keine WCS davon betroffen. Wie auch immer: es gibt eine internationale Gradeinteilung für die Röntgenbeurteilung:
Grading Description
IDD0 No abnormal findings
Free
IDD1 1–2 partially or completely calcified intervertebral discs
Mild
IDD2 3–4 partially or completely calcified intervertebral discs
Moderate
IDD3 5 or more partially or completely calcified intervertebral discs
Severe
A grading for intervertebral disc disease can be obtained only once.
Hier noch Links zu der Problematik:
Herzprobleme kommen vereinzelt vor (wir sind selber betroffen mit unserer Eight- bei ihr allerdings ausgelöst durch eine bakterielle Infektion). Statistiken gibt es leider nicht; wer mehr wissen möchte, sollte diese Seite konsultieren. Es werden die am häufigsten vorkommenden Krankheiten vorgestellt. Die Betreiberin, Pien Bogers, macht das Ganze ehrenamtlich, ist sehr hilfsbereit und erfasst so viele Fälle wie möglich.
Zum Thema der sogenannten „Cockerwut“ (Cockerrage) werden wir immer wieder mal befragt – dieses Phänomen scheint aber beim WCS völlig unbekannt zu sein. Uns ist daher auch kein einziger Fall bekannt.
Da leider insgesamt viel zu wenig untersucht wird (das Interesse bei den Züchtern ist mehr als mäßig und meist belässt man es bei einigen Gentests), und weil der COI so hoch und der AVK bei den WCS so niedrig ist, lassen wir unsere Hündinnen spätestens vor einem möglichen Zuchteinsatz auf den Kopf stellen, um die Risiken zu minimieren.
Das beinhaltet:
- Röntgenfotos von allen Gelenken plus Patella-Untersuchung, sowie Röntgenfotos vom Rücken
- Regelmäße Checks beim Kardiologen und ebenfalls regelmäße Checks beim Augenspezialisten mit ECVO equivalenter -Augenuntersuchung
- Gentests über EMBARK, sodass auf alles getestet wird, was man testen kann
Uns ist bewusst, dass man nie Garantien geben kann, was die Gesundheit betrifft. Aber gerade weil allgemein viel zu wenig untersucht wird und wir auch bei den gewählten (externen) Deckrüden unsere eigenen Standards leider nicht voraussetzen können, ist es wichtig, so viel wie möglich über unsere eigenen Hunde zu wissen.